WAT SEIN MUSS, det muss einfach sein! BERLINISCH ALS PFLICHTSPRACHE in sämtlichen hauptstädtischen Lehranstalten

Leu­te, wir ham et jeschafft, ges­tern in ROTEN RATHAUS, uff de gro­ße Innen­trep­pe, denn rin­je­las­sen hat­ten uns die Pen­na natür­lich nicht, hun­der­te von Ver­eins­mit­j­lie­dern stan­den uff de Stu­fen Spa­lier für mir, fre­ne­ti­scher Jubel, det schö­ne Lied BALINA JUNGEN DIE SIND RICHTICH aklang und oben von­ne Ram­pe hab ick meene Anspra­che jehal­ten, unsa Club wur­de tri­um­phal aus de Tau­fe jeho­ben. DER V R B M, der VEREIN ZUR RETTUNG DER BERLINER MUNDART.

Wir wer­den det durch­set­zen, det zumin­dest eene Stun­de in Deutsch­un­t­a­richt in det Idi­om von ZILLE und TUCHOLSKY abje­hal­ten wird. Wir sind schließ­lich HAUPTSTADT, METROPOLE sojar. Die­set schwach­sin­ni­je GLOBISCH und ARMENENGLISCH mit ewich STRESS und FUCK und SHITSTORM und BRAINSTORMING und POWERPOINT will doch kee­ner mehr hör‘n. Und unse­re klee­nen Tür­ken und Ara­ber müs­sen sich abje­wöh­nen zu saren: ISCH GEH‘ TANTE. EXAKT heißt det­te: ICK JEH BEI MEENE TANTE. Und Dativ und Akke­sa­tiv müs­sen rich­tich jebraucht wer­den: WEM IS DET MOTORAD? Ant­wort: DET IS IHM SEINS… Und ooch Jene­tiv darf nich ster­ben, zum Bei­spiel WER IS’N DIE TUSSIE?: DET IS FRÄNKIE SEINE?

Durch dem Zusatz von det POSSESIVPRONOMEN wird die jan­ze Anje­le­gen­heit kla­rer, der EXPLIKATIVE DATIV. Nich nur: DET IS OTTOS HANDY? Jena­u­er: DET IS IHM SEINS. Vastehs­te? Sonst mehr Akku­sa­tiv. Ick jeh bei die Her­tha, ick jeh bei die Sekun­dar­schu­le, nicht: ich will mich bei den Leu­ten beliebt machen, son­dern ICK WILL MA BEI DIE LEUTE RAN­SCHMEI­ßEN. Denn der JEBRAUCH von MA und TA, wenn de nich jenau weeßt, ob de MIR oder DIR saren mußt. Also statt der Fra­re: LIEBSTE MIR DENN NOCH? (wo de nich jenau weeßt, ob det nu rich­tich is, ob de da nich bes­ser LIEBSTE MICH DENN NOCH fra­gen mußt).

Scheiß­si­tua­ti­on, man steht nich jer­ne unje­bil­det da. Also denn lieba LIEBSTE MA DENN NOCH? Da kanns­te nischt falsch machen. Oda du for­derst höf­lich zu‘s Hin­set­zen uff, wenn de sachst: SETZ DA HIN. Weil de nich so jenau weeßt ob et nu SETZ DIR HIN oder SETZ DICH HIN heißt. Ber­li­nisch is raf­fi­niert, dane­ben sind Deutsch, Fran­zö­sisch oder Eng­lisch Pri­mi­tiv­spra­chen. Und schließ­lich die janz ein­fa­che Hilfs­ver­ben­kon­ju­ga­ti­on, von det Verb HABEN zum Bei­spiel. HAICK, HASTE, HATTA, HAMWA, HABTA, HAMSE. Kom­bi­niert mit KRIEJEN: HAICK JEKRICHT, HASTE JEKRICHT und so wei­ter, und denn det Plus­quam­per­fekt, die HATTE- FORM, die hat­ten wa nie, nehm’ dafür det vor­zei­ti­je Per­fekt, vastehs­te!? Also janz ein­fach. HAICK JEKRICHT JEHABT, HASTE JREKRICHT JEHABT und so weiter.

Bei SEIN heißt det Par­ti­zip JEWESEN, da kanns­te denn wun­der­bar azeh­len. Zum Bei­spiel: “DET KONZERT WAR JUT JEWESEN, die Frau neben mir war schön Jewe­sen, aba ick hat­te meene Bril­le vajes­sen jehabt, und so hab‘ ick ihr für Hei­di Klum jehal­ten jehabt und ihr anje­spro­chen jehabt und det war pein­lich jewesen“.

Eine gei­le Spra­che, da erregs­te sofort sozia­le Uff­merk­samk­ein mit, det is ele­jant, scharf und wirkungsvoll.Aba det stirbt aus, wenn wa nischt dajegen tun. In Bay­ern vasu­chen se die Kin­der ooch Mund­art inne Schu­le bei­zu­brin­gen, weil die sonst ja keen Bärisch mehr spre­chen wür­den, die Bazis. JO MEI, dis doarf do nit sterben!

In allen Ber­li­ner Rund­funk und Fern­seh­an­stal­ten kann kein Mensch mehr ber­li­nern, über­all das glei­che GLOBISCHE DENGLISCH, der Slang kolo­ni­sier­ter Teu­to­nen, unero­tisch bis zum Aus­wach­sen. Dabei reicht es schon, den Unter­kie­fer ein wenig vor­zu­schie­ben und das Scheiß­ar­ti­ku­lie­ren zu ver­ges­sen, das genügt bereits zur Rea­li­sie­rung einer welt­weit ein­ma­li­gen Mund­art, für den ori­gi­nel­len, ger­ma­no­pho­nen Play­boy und Ero­ti­ker unab­ding­bar, wenn es dar­um geht Frau­en klar zu machen.

So kön­nen wir die Kon­kur­renz aus Ita­li­en, Frank­reich, Bra­si­li­en oder Nord­ko­rea aus dem Feld schla­gen, wir Ber­li­ner Woma­ni­zer. Und unse­ren Damen ver­schafft es einen ero­ti­schen Reiz, also da kommt kei­ne Ame­ri­ka­ne­rin, Por­tu­gie­sin oder Tai­wan-Chi­ne­sin mit. Ber­li­nern wir end­lich wie­der. Jeden Tag, jede Nacht, wenn wir nachts arbei­ten oder eine Pau­se in unse­ren geschlecht­li­chen Akti­vi­tä­ten ein­le­gen müssen.

Ent­las­sen wir alle ste­ril deng­lisch­spra­chi­gen Spre­cher aus den Medi­en, las­sen wir unse­re BERLINER KINDER VON BERLINERNDEN LEHRERN UNTERRICHTEN, benut­zen wir das Hoch­deut­sche nur als Amts-und Schrift­spra­che, ver­lan­gen wir von Migran­ten, die hier schon jahrt­zehn­te­lang leben die Mund­art als Kon­ver­sa­ti­ons­mit­tel ( „Ali, mach de Mücke, de Bul­len sind schon in Haus­flur!“ Geht doch). Hier sol­len wie­der Ber­li­ner auf­wach­sen, kei­ne klei­nen Schwa­ben oder Liba­ne­sen, kei­ne ame­ri­ka­ni­sier­ten Anzug­trä­ger, die dau­ernd SHIT oder FUCK rufen, wenn sie denn ordi­när sein wol­len. Ber­li­ner Bands, Ber­li­ner Melo­dien, von Paul Lin­cke bis zu wacke­ren Ost-Rockern von heu­te, schar­fe Ber­li­ner Mie­zen, dau­ernd Ber­li­ner Lie­der­ma­cher im Radio, vor allem die­ser gei­le, nee, det sare ick hier nich, det vabie­tet ma meene natür­li­che Beschei­den­heit. Sagen wir wie­der WOMAMA statt LET‘S GO oder NUN WOLLEN WIR MAL!

Damit geben wir unse­rer viel­ge­schmäh­ten Haupt­stadt ein wich­ti­ges Stück Kul­tur zurück. Die ollen Römer spra­chen immer einen wun­der­schö­nen latei­ni­schen Dia­lekt. Nur im Rest der Welt wur­de ein affi­ges Vul­gär­la­tein gera­de­brecht. Rom ging dann unter. Aber Ber­lin darf nicht unter­ge­hen. Des­halb müs­sen wir alle TAPFER BERLINERN! Lasst Euch da nicht beir­ren Leu­te! Schreibt an die­se home-page und teilt mir mit, wie hoch Euer Bei­trag — immer gleich an mich zu ent­rich­ten — denn sein soll­te. Wer­det Mit­glie­der im V R B M, im VEREIN ZUR RETTUNG DER BERLINER MUNDART. Aus der ande­ren Welt unter­stüt­zen uns schon Paul Lin­cke, Kurt Tuchol­sky, Erich Käst­ner, Hein­rich Zil­le und Hel­ga Hah­ne­mann. Wil­ly Brandt zögert noch, weil er es sich erst noch aneig­nen muss, wird jedoch sicher Ehrenmitglied.

Und eens sare ick Euch. Wenn a meene Erjüs­se hier jet­ze jele­sen habt, wenn ihr zuje­ben müsst: „DET WAR ABA LANGE FÄLLIG JEWESEN, die­sa Ati­kel und DET WAR JUT jEWE­SEN, also denn seid a uff den rich­ti­jen Weje anjekommen.

Klickt ma an, Ihr Ber­o­li­nen­ser! Euer zukünf­ti­ger Kul­tur­se­na­tor Lothar von Versen.

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