Montag, den 6. Februar 2012
Bei Doktor Wu
Das muss ein wunderschöner Empfang in der chinesischen Botschaft, bei Doktor Wu, gewesen sein. Also ich war da natürlich nicht eingeladen, aber einer meiner besten Kumpels, der weltberühmte Sinologe Professor FU-MAN-CHU, der war zugegen und der hat’s mir erzählt, vor allem, wie der vorbildliche deutsche Attaché Dr. Speichelfluss sich da verhalten hat. Nämlich sehr geschickt.
Denn Doktor Wu zeigte sich ein wenig ungehalten. Wegen unserer Ausstellung über Kunst der Aufklärung in Peking. Was dieser blöde Kant da geäußert hätte, nämlich Aufklärung sei das Heraustreten des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Na sowas Blödes.
Man muss ihm doch immer zeigen, wo er hintreten soll, außer wenn er austreten muss, aber das darf er ja … Er muss stets wissen, wo er hintritt, sonst wird ihm irgendwo hingetreten, da darf er sich nicht wundern.
Und das machen die Chinesen sehr viel pädagogischer als die Russen. Bei Ai und Liu gibt’s halt ein bisschen Stubenarrest für aufsässige Intellektuelle oder Künstler, die keine richtigen sind, mal einen Klaps auf den Po, bisweilen kriegt auch das Rückgrat eines aufsässigen Bauern was ab, lächerliche Kollateralschäden, über die man zur Tagesordnung übergehen sollte. Doktor Speichelfluss hat das alles demütig, aber angemessen akzeptiert, sich immer wieder verneigt und darum gebeten, dass die Chinesen unsere Aufträge nicht stornieren. Und zugegeben, dass die Sache mit den Menschenrechten so einen Bart hat und mit diesem Gejammer mal Schluss sein muss.
Und dass wir den Dalai Lama, wenn er uns mal wieder überraschend und halbnackt heimsucht, dass wir den Burschen fesseln, in Ketten legen und an China ausliefern, das könne man ja wohl verlangen. Finde ich auch. Und dass Chinesisch als erste Fremdsprache angeboten wird, zweite dann Kantonesisch oder Englisch, zur Auswahl.
Dann hat Doktor Wu noch freundlich geäußert, dass wir Germans uns nun verdammt noch einmal einen neuen Kolonialherren suchen müssten, mit unserer ewigen Amerikahörigkeit machten wir uns nur lächerlich.
Finde ich auch. Ich werde meine Lieder künftig auf Mandarin singen, vielleicht kantonesisch.
Das schaffen wir. Wär‘ doch gelacht!