Bei Doktor Wu

Das muss ein wun­der­schö­ner Emp­fang in der chi­ne­si­schen Bot­schaft, bei Dok­tor Wu, gewe­sen sein. Also ich war da natür­lich nicht ein­ge­la­den, aber einer mei­ner bes­ten Kum­pels, der welt­be­rühm­te Sino­lo­ge Pro­fes­sor FU-MAN-CHU, der war zuge­gen und der hat’s mir erzählt, vor allem, wie der vor­bild­li­che deut­sche Atta­ché Dr. Spei­chel­fluss sich da ver­hal­ten hat. Näm­lich sehr geschickt.

Denn Dok­tor Wu zeig­te sich ein wenig unge­hal­ten. Wegen unse­rer Aus­stel­lung über Kunst der Auf­klä­rung in Peking. Was die­ser blö­de Kant da geäu­ßert hät­te, näm­lich Auf­klä­rung sei das Her­aus­tre­ten des Men­schen aus sei­ner selbst­ver­schul­de­ten Unmün­dig­keit. Na sowas Blödes.

Man muss ihm doch immer zei­gen, wo er hin­tre­ten soll, außer wenn er aus­tre­ten muss, aber das darf er ja … Er muss stets wis­sen, wo er hin­tritt, sonst wird ihm irgend­wo hin­ge­tre­ten, da darf er sich nicht wundern.

Und das machen die Chi­ne­sen sehr viel päd­ago­gi­scher als die Rus­sen. Bei Ai und Liu gibt’s halt ein biss­chen Stu­ben­ar­rest für auf­säs­si­ge Intel­lek­tu­el­le oder Künst­ler, die kei­ne rich­ti­gen sind, mal einen Klaps auf den Po, bis­wei­len kriegt auch das Rück­grat eines auf­säs­si­gen Bau­ern was ab, lächer­li­che Kol­la­te­ral­schä­den, über die man zur Tages­ord­nung über­ge­hen soll­te. Dok­tor Spei­chel­fluss hat das alles demü­tig, aber ange­mes­sen akzep­tiert, sich immer wie­der ver­neigt und dar­um gebe­ten, dass die Chi­ne­sen unse­re Auf­trä­ge nicht stor­nie­ren. Und zuge­ge­ben, dass die Sache mit den Men­schen­rech­ten so einen Bart hat und mit die­sem Gejam­mer mal Schluss sein muss.

Und dass wir den Dalai Lama, wenn er uns mal wie­der über­ra­schend und halb­nackt heim­sucht, dass wir den Bur­schen fes­seln, in Ket­ten legen und an Chi­na aus­lie­fern, das kön­ne man ja wohl ver­lan­gen. Fin­de ich auch. Und dass Chi­ne­sisch als ers­te Fremd­spra­che ange­bo­ten wird, zwei­te dann Kan­to­ne­sisch oder Eng­lisch, zur Auswahl.

Dann hat Dok­tor Wu noch freund­lich geäu­ßert, dass wir Ger­mans uns nun ver­dammt noch ein­mal einen neu­en Kolo­ni­al­her­ren suchen müss­ten, mit unse­rer ewi­gen Ame­ri­ka­hö­rig­keit mach­ten wir uns nur lächerlich.

Fin­de ich auch. Ich wer­de mei­ne Lie­der künf­tig auf Man­da­rin sin­gen, viel­leicht kantonesisch.
Das schaf­fen wir. Wär‘ doch gelacht!

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